Zuhören + Miterleben + Fühlen = Kino im Ohr

Es ist keine neue Idee, die Stimme von geliebten Menschen bewahren zu wollen. Thomas Alva Edison wird 1877 nach der Erfindung seines Phonographen mit den Worten zitiert: „Ich kann euch lustige Geschichten erzählen und fröhliches Lachen schenken. Ich kann das Baby in süße Ruhe wiegen oder im alten Herzen Erinnerungen an die Jugend wecken.“

Zunächst auf Schallplatten und Tonbändern, später auf Kassetten und CDs, aber auch auf Anrufbeantwortern oder Diktiergeräten – inzwischen ist fast jede:r von uns täglich zu hören, in Form von digital verpackten Sprachnachrichten, Videoclips, etc. Unsere Handys und Tablets sind zu Speichermedien geworden. Zu hören sind wir privat ebenso wie auch öffentlich, z.B. in den Sozialen Medien. Die Digitalisierung macht es möglich: Die Einzigartigkeit unserer Stimme, Spiegel unserer Seele, wir alle können sie ohne viel Aufwand für die digitale Ewigkeit bewahren.

Das Familienhörbuch hat es sich zur Aufgabe gemacht, es Müttern und Vätern mit einer palliativen Diagnose zu ermöglichen, die ganz eigene Lebensgeschichten für ihre noch kleinen Kinder aufzuzeichnen. Ganz privat. Nicht öffentlich hörbar. Und für sie kostenfrei. Das Team des Familienhörbuchs ist für die Erzähler:innen da, um sie in der Interviewsituation professionell zu beraten, zu begleiten, zu unterstützen und anschließend die Hörgeschichten – wie eine junge Mutter kürzlich in ihrem Dankeschön an uns schrieb – „zu veredeln“, durch einen guten Tonschnitt, dramaturgische Bearbeitung, durch ausgewählte Musik und professionelles Sounddesign.

Und was hören die Kinder, die Familien, wenn sie sich dann die von Mama oder Papa aufgezeichnete Lebensgeschichte anhören? Sie hören ganz viele Kapitel, die prall gefüllt sind mit Leben: Geschichten, Erfahrungen, Erinnerungen, Freude. Und sicherlich gibt es immer auch einige Kapitel, in denen es um die Herausforderungen des Lebens gehen mag, um Bewältigung von Krisen, um Mut und um Liebe auch in Zeiten der Traurigkeit. Vielleicht hören sie diese Kapitel erst viel später, wenn sie erwachsen sind?

Das Hören von Familienhörbüchern bedeutet viel Lachen, aber auch manchmal Weinen. Diese akustischen Wellen tragen Liebe, Freude, Wahrhaftigkeit, Mut und Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Lebens in unsere Gehörgänge, an unser Trommelfell und dann als Signal weiter bis in unsere menschliche Schaltzentrale, das Gehirn. Vereinfacht ausgedrückt: Direkt in die Herzen der Kinder, die ein Familienhörbuch als Wegbegleiter in die Zukunft geschenkt bekommen.

Von Thomas Alva Edison stammt übrigens auch die Zeile: „Alles, das eine Stimme hat, überlebt.” Wie recht er hat.