Wie aufbauend ist schon der Eintrag ins Tagebuch in einer schwierigen Zeit. Umfassender die heilsame Wirkung eingehender Biographiearbeit, wenn ein Mensch sein ganzes Leben erzählt.
Während eines Orgelkonzerts in der Eismeerkathedrale von Tromsö im Norden Norwegens höre ich eine Choralphantasie von Max Reger, im Finale klingen alle Register der Orgel zusammen. Ohne dass ich eine Frage gestellt hätte, erhalte ich eine Antwort: „Ich muss gar nichts mehr machen“.
Wenn ein Mensch sein ganzes Leben bedenkt im Nacherzählen, steht mitmal ein immenser Reichtum im Raum.
Und gibt Befriedigung, Frieden, Kraft.
„So kann ich ruhig durch die Welt nun reisen:
Was ich bedarf, ist überall zu haben,
Und Unentbehrlichs bring ich mit – die Liebe.“
(Aus dem Sonett „Reisezehrung“ von Goethe)
Claudia Mischke arbeitet als Schauspielerin, Sprecherin und Audiobiographin.
Sie lebt in Köln und in einem Achtzigeinwohnerdorf im Tessin.
